Zielgruppe: suchende Menschen, nicht wissende Menschen

 

Spurensuche – Lebensbaum

Baum des Lebens, Baum der Erkenntnis. Der Mensch: Vertrieben aus dem Paradies, selbstverschuldet.

Seit Urzeiten durchzieht diese Welt Krieg, Hass und Gewalt. Gewalt in Wort und Tat. Ohne Unterlass. Kaum Zeiten von wirklichem Frieden.

Seit dem Sturz aus dem Paradies schier rastlose Suche nach dem verlorenen Glück. Einem Glück, das trägt. Es ist eine Suche die geboren ist aus einer Sehnsucht. Der Sehnsucht, wieder eins zu sein, licht zu sein im Herzen. Liebe erfahren, Liebe geben.

Es ist die Sehnsucht, sich etwas Größerem hinzugeben, als man selbst ist. Das tragen im Grunde alles fühlenden Wesen in sich. Doch wie oft gehen wir bei der Suche fehl, als Gesellschaft, als Individuum.

Auch das Projekt der Aufklärung, der Befreiung des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit hat uns keine Periode der Helligkeit, des ewigen Friedens beschert, sondern Gewalt und Kriege gingen weiter.

Sie erreichten neue und wieder neue grausige Höhepunkte.

Der 1. September 1939 als Beginn des nächsten ungeheuerlichen Schlachtens im 2. Weltkrieg ist uns dafür eine traurige Mahnung. Wieder zogen Menschen ins Feld. Millionen mussten bezahlen. Mit Gott für Volk und Vaterland. Verglühende Atombomben standen am Ende. Und in den Lagern wurde gemordet. Auch im Abstand von so vielen Jahren unfasslich: Welcher Hass und welche Gewalt möglich waren. Und wie leise Menschen auf allen Seiten ihre Stimmen zum Frieden erhoben. Wahnsinn menschengemacht.

Eine erste Spurensuche, ein Auszug aus einem Gedicht von Brecht:

 

AN DIE NACHGEBORENEN

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut

In der wir untergegangen sind

Gedenkt

Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht

Auch der finsteren Zeit

Der ihr entronnen seid.

 

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die

Länder wechselnd

Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt

Wenn da nur Unrecht war und keine

Empörung.

 

Dabei wissen wir ja:

Auch der Haß gegen die Niedrigkeit

Verzerrt die Züge

Auch der Zorn über das Unrecht

Macht die Stimme heiser. Ach, wir

Die wir den Boden bereiten wollten für

Freundlichkeit

Konnten selber nicht freundlich sein.

 

Ihr aber, wenn es soweit sein wird

Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist

Gedenkt unsrer

Mit Nachsicht.

 

Soweit Brecht. Welch ein Traum: Eine Zeit, in dem der Mensch dem Menschen ein Helfer ist!

Ja, es gibt so viel Gutes in dieser Welt, das dürfen wir nicht aus dem Auge, aus dem Herzen, verlieren. Doch das Gute wird immer wieder bedroht.

Was ist es, dass dem Guten so gefährlich wird? Gefährlich neben all den Spielarten des Ungeistes, der unser Gemeinwesen zerfrisst. Neben Gier, Geiz, Wut, Lüge und anderem. Alle Werte missachtet. Zuletzt in der Nazizeit und im zweiten Weltkrieg wurden alle Werte des Landes der Dichter und Denker verraten. Und heute geht es offensichtlich weiter. Menschen, die sich Christen nennen, bauen Mauern um das Christliche Abendland, dessen Werte sie verteidigen wollen vor dem Ansturm von… Ja von wem? Von den Menschen in großer Not. Menschen, deren Länder ausgebeutet wurden um den Wohlstand des Westens zu mehren, denen Kriege um Rohstoffe die Existenz vernichtet haben. Die notleidenden Menschen -Kinder. Mütter und Männer - lassen diese Christen lieber ertrinken oder in Lagern verrecken, anstelle Menschlich zu handeln.

Das Gute ist bedroht. Was ist so gefährlich für das Gute – das Böse oder das Dumme? Hierzu ein Auszug aus einer Abhandlung von Dietrich Bonhoeffer: „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, es lässt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt.

Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch mit Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden, ja, er wird sogar gefährlich, in dem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. …Bei genauerem Zusehen zeigt sich, dass jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. …“

Erschreckend wie aktuell diese Ausführungen, geschrieben in dunklen Zeiten, auch heute sind. Ob in der Politik, der Wirtschaft, …. Die ganze Gesellschaft ist davon durchwebt. Das heutige Böse hat eine unheilige Allianz mit dem Dummen geschlossen. Es hat eine gefährliche Intelligenz entwickelt, ist oft in den Untergrund abgetaucht. Schon Teuflisch schlau – aber sehr klar – einer der Namen: „BlackRock“. Der dunkle Felsen auf dem diese Macht ruht. Jesus baute seine Kirche auf Petrus. Dem Felsen seiner Kirche, geboren aus Licht, aus Liebe und Mitmenschlichkeit. Der Gegenpol tritt jetzt hervor. Kriege im Ausland werden vorbereitet. Retter von Ertrinkenden werden kriminalisiert. Harz IV-TV und Billigbier zur Ruhigstellung der von den Herrschenden abgehängten Menschen. An vielen Stellen werden soziale Errungenschaften systematisch zerstört. Die letzten Masken des Humanismus fallen, siehe den Menschen der in Amerika Präsident spielt. Und Frieden predigt doch Krieg entzünden will. Auch anderen Despoten trumpfen auf. Humanismus und Aufklärung? Das waren nur Feigenblätter.

Die heimlichen Lenker sind heute die eiskalten und gierigen BlackRocks und deren Paladine in Politik und Wirtschaft, die Merzens und Lindners der Welt. Deren Ungeist zerfrisst das Gemeinwohl, die Gesellschaft. Gewinnoptimierung und Spaltung der Gesellschaft als Machtinstrument. Die Spaltung wird oft sehr subtil durchgeführt, steigende Kosten für Wohnraum aber bestenfalls stagnierende Löhne. Immer ist der angebetete Gott der Profit. Ein Beispiel von vielen: Kinderkliniken können keine schwerkranken Kinder mehr aufnehmen – mit Kindern wird kein Profit gemacht. Anders sieht es bei Kniegelenken aus. Die Umweltzerstörung wird geleugnet – schöne Worte der Politpaladine, doch keine Taten folgen. Der SUV-Wahn, der ganze Konsumwahn wird befeuert. Ablenkung der trägen Massen durch die modernen Medien und durch interessengelenkte Presse.

Die Initiatoren des nächsten Weltenbrandes handeln von ihrem Wesen her genauso wie der Gegenpol, den sie mir ihrem Handeln gezielt generieren: Ich meine hier nicht die so hilfsbedürftigen Menschen am Rande der Gesellschaft, die auch noch instrumentalisiert werden und bestenfalls Brosamen vom Tisch der Reichen erhalten. Die Tafeln werden immer voller. Nein, ich meine die braune Brühe der Abgehängten. Wie hasserfüllt und angstbesetzt müssen diese Menschen sein, die ihr Heil im Morden und Verletzen anderer Menschen suchen? Wer sich selbst nicht leiden kann, sich selbst nicht erträgt, hasst sich so sehr, dass er andere fremde Menschen schlägt. Gutes Material, um die Gesellschaft weiter zu spalten.

Es ist vieles aus der Balance geraten. Das soziale Ungleichgewicht gebiert wieder eine spannungsgeladene Gesellschaft, die zu zerbrechen droht. Noch gibt es etliche Menschen die sich zumindest der braunen Brühe entgegenstellen, doch Unterstützung durch die Herrschenden: Fehlanzeige. Daneben und zwischen all dem medialen Getöse und den grölenden braunen Parolen gibt es Menschen die einfach ihrem Gewissen und ihrem Herzen folgen. Nur ein Beispiel: Die selbstlosen Seenotretter, die seit kurzem auch von einem Kirchenschiff der EKD unterstützt werden. Doch das bittere ist, dass sie entweder durch die Herrschenden kriminalisiert werden oder von den Braunen mit dem Tod bedroht werden.

Es ist eine erschreckende, vielleicht sehr kantige und grobe Skizze des aktuellen Weltengeschehens.

Das alles kann Angst machen, einzelne Menschen können da durchaus den Mut verlieren - zwischen den Polen von Macht und Ohnmacht gefangen. Welcher Seite folgen, welchen Weg gehen, ohne sich selbst und seine Überzeugungen zu verraten? Wem oder was ist überhaupt zu trauen, in Zeiten der Fake-News, die auch noch geglaubt werden. Wie sagte es schon Göbbels, der Propagandaminister der Nazis: Behaupte nur lange genug etwas, dann wird es geglaubt.

In all diesem Ringen gilt es den Weg zwischen Macht und Ohnmacht, den Weg der Liebe zu suchen und zu gehen. Auch in aller Verletzlichkeit. Darüber auch anderen Menschen Mut machen. Ja, es gibt mehr in unserem Leben! Wir können zu der Wurzel unseres Lebens zurückkehren, wir können sie in uns finden. Das erfordert zunächst Mut, Mut sich auf eine Suche zu begeben, die keine vorgefertigten Lösungsschritte hat. Da wird uns selbst unsere Angst bewusst. Frühe, verdrängte Verletzungen liegen offener dar, die eigene Verwundbarkeit schmerzt. Doch weiter dem Pfad folgen, dem Leben folgen. Hin zu den Wurzeln. Einmal diesen Weg eingeschlagen, da gibt es immer wieder Geschenke, völlig unverhofft, nicht zu planen. Einfach so. Geboren aus Gnade. So mein bisheriges Erleben. Erst nach einem Zusammenbruch Traumata aufgedeckt und einen liebevoll begleiteten Weg zur Heilung gegangen – nicht, dass ich schon heil bin, nein. Aber die Erfahrungen tragen mehr und mehr im Alltag. Einiges habe ich in meinem Buch „In die Stille“ niedergeschrieben; quasi ein Mutmacherbuch.

Und die Reise geht weiter. Im Mai 2019 ein schwerer Unfall, der mich im Bruchteil von einer Sekunde aus dem Leben gerissen hatte. Es folgten OP und ein monatelanger Kampf, wieder ins Leben zu kommen. (Mehr dazu „Gemeinsam geht mehr“: https://www.laufreport.de/bericht/0619/biel2/biel_s.htm)

Tausend Schutzengel hatten mich behütet, keine Verletzungen am Kopf oder Rücken. Im Rückblick konnte ich sehen, dass der Unfall für mich segensreich war. Neue Perspektiven über mich und mein bisheriges agieren hatte ich in der Zeit gewonnen.

Und ein weiteres Geschenk hatte ich erhalten, nicht planbar: Silke, eine herzensgute und sehr achtsame Heilpraktikerin die ich seit längerem kenne, rief mich überraschend an und fragte, ob ich ihr als Proband helfen könne. Sie war in den letzten Stufen einer Weiterbildung. Ohne die Methode zu kennen sagte ich spontan zu – welch ein Segen für die Heilung meines verletzten Knies! Auch Unterstützung bei meinen Asthmaproblemen erfuhr ich. Und mehr. In der Kurzform – während der Behandlung in eine Bilderflut eintauchen. Ohne Vorwarnung taucht das Bild eines Baumes auf. Bis ins Mark schüttert schaute ich auf diese Bild: Auf einem Felsen tief verwurzelt der Baum, umhüllt von klaren und weichem Licht. Nein, keine Esoterik, sondern tatsächlich physikalisch erlebbar: Ein Zugang zu einem bisher nicht gelebten Erfahrungsraum in mir. Erleichtert, aber auch tief bewegt bin seit Tagen. Aus diesem Raum heraus in der Welt agieren, es ist unfassbar, neu und begeisternd. Mehr dazu an anderer Stelle.

Lebensbaum, Lebensquelle. Die eigene harte Schale durchbrechen - das setzt allerdings ein Bewusstsein voraus über eigene Verletzungen, Mut und Ehrlichkeit. Und liebevolle Begleiter. Es ist ein schmaler Pfad, jenseits des Mainstreams, des tönenden Populismus. Es ist der ureigene Weg durchs Leben. Manchmal ist es ein langer Weg, aus der Tiefe der Verwundungen und all den Abhängigkeiten gepaart mit Ablenkungen zu kommen. Ich gehe weiter in Kontakt mit dem wieder erschlossenen inneren Raum, in dem ich ein zartes Pulsieren wahrnehme. Weniger Druck als zuvor auf der Brust. Die Welt etwas anders wahrnehmen, auch Angstfreier und Mutiger, trotz Unsicherheiten….

Wohin führt mich das alles? Die Zukunft bleibt offen: Es gilt sie achtsam zu gestalten, annehmen dessen was kommt. Und darauf Vertrauen, dass der Segen, der über meinem Leben bisher lag, weiterwirkt. Handeln aus dem Herzen, Gedanken und Worten auch entsprechende Taten folgen lassen. Verwurzelt im Sein, Kontakt halten zu meinem Baum des Lebens. Das fühlt sich schon mal gut an!

Die Welt kann ich nicht ändern, aber meinen Beitrag zum Guten, den kann ich einbringen. Getreu Konstantin Wecker – Die weise Rose: „Es geht ums Tun und nicht um Siegen.“ Hinter und über allem steht noch etwas ganz Anderes, jenseits unserer Verfügbarkeit. Die Quelle unseres Lebensbaums.

 

 

Sonnenuntergang - immer wieder fotografiert, in aller Welt. Hoffnung darauf, , dass es noch mehr gibt in dieser Welt. Etwas das uns noch verborgen ist. Aber in unseren Herzen lebt und entdeckt werden will.

 

Rüdiger Schaller – Januar 2020