Erholung war dringend notwendig, nach so vielen Monaten im Corona-Lockdown. Meine Frau und ich, wir wollten endlich raus. In Urlaub. Vorab: Wir haben am Edersee mehr als Erholung gefunden.

Doch der Reihe nach. Wohin für 6 Tage, das war die Ausgangsfrage. Nord- oder Ostsee: 2 Tage für An- und Abreise; zu viel Zeitaufwand und: Keine wirkliche Erholung bei diesen Verkehrsverhältnissen. Ausland? Ins geliebte Griechenland? Nicht bei den wirren Informationen über Risikogebiete und Quarantäneregeln. Irgendwann brachte meine Frau den Edersee ins Spiel. Der ist nicht weit entfernt, von Wiesbaden aus gesehen. Kurzer Entschluss: Telefonat mit der Edersee Marketing GmbH. Unser Wunsch, eine ruhige und abgelegene Unterkunft, doch nahe dem See, er wurde erfüllt. Ein toller Austausch und eine super Unterstützung durch die Marketing GmbH. So landeten wir in Nieder-Werbe, in einer ruhigen und schönen Unterkunft mit einem hilfsbereiten und emphatischen Vermieter. Hier haben wir uns sofort richtig wohl gefühlt. Mit nun inzwischen über 61 Jahren Lebenserfahrung und vielen Urlaubsunterkünften: Diese Unterkunft, die war Klasse und für uns genau das Richtige!

Los ging es direkt am ersten Tag. Eine Wanderung über den Urwaldsteig Richtung Waldeck. Das wollten wir. Eine Auswahl aus so vielen Angeboten: Schwimmen im See, Fahrten mit dem Ausflugsdampfer über den See, Radtouren und herausfordernde Strecken für Mountainbikefahrer sowie ein reichhaltiges Angebot von Wanderrouten. Alles was das Herz begehrt. Dazu die Sommerrodelbahn, die haben wir natürlich auch genossen. Ebenso den Baumkronenpfad. Sehr lehrreich und informativ, toll gestaltet vom Hessenforst.

Ja, schon die erste Wanderung war ein begeisterndes Erlebnis. Der Urwaldsteig. Von Nieder-Werbe zum Schloss Waldeck. Von Menschenhand fast unberührte Natur über einen teilweise sehr anspruchsvollen Kletterpfad mit fantastischen Ausblicken auf den gut mit Wasser gefüllten Edersee. Stetig neue Eindrücke, das unterschiedliche Grün der Bäume, die mit Moos überwachsenen Baumstümpfe und das Spiel von Licht und Schatten. Wir sind in tiefe Stille eingetaucht, nur hin und wieder untermalt vom Gesang von Vögeln. Keine Flugzeuge wie im RheinMain-Gebiet, kein Lärm von Autos. Einfach Frieden, mitten in der Natur. Auf der gut ausgeschilderten Route hatten wir innerhalb von 6 Stunden nur 15 Menschen getroffen. Kurzer Gruß und Austausch, dann ging es wieder weiter. Schloss Waldeck: wieder ein fantastischer Ausblick auf die ganze Region. Nach kurzem Aufenthalt ging es auf den Rückweg. Über den Herkulesweg. Vor dem Start noch in den Regionalläden geschnuppert, zum Beispiel „Wildes aus Waldeck“. Schöne Mitbringsel für die zu Hause gebliebenen Lieben wurden ausgesucht und später auch gekauft. Alles Unikate und liebevoll hergestellt. Wir haben sie später gekauft, da ansonsten die Rucksäcke zu schwer geworden wären. Den Einkauf konnten wir gut am Folgetage erledigen, da die Corona-Teststation, die meine Frau (erst eine Impfung) anlaufen musste, fußläufig von den kleinen und feinen Läden entfernt war. Auch hier gilt es hervorzuheben, dass alle Menschen so hilfsbereit und freundlich uns unterstützten. Mit den negativen Testergebnissen konnten wir dann auch die lukullischen Highlights der Region genießen.

Doch zunächst zurück auf den Herkulesweg. Ganz andere Eindrücke als auf dem Urwaldsteig. Weiter Blick über die sanfte Hügellandschaft und die weiten Felder. Zum Teil durchzogen von Wildblumen und auf jeden Fall: Am Randstreifen zumindest der rote Mohn. Traumhafte Farbspiele!  

Und dann: Dann kam die Abenteuersequenz! Plötzlich keine Ausschilderung mehr. Irgendwo links, da müsste der Edersee liegen. So gingen wir über nicht ausgeschilderte Wege – und kamen dann wieder zurück auf den Urwaldsteig. Das hatten wir sofort an der Beschilderung erkannt – und an Pilzen, die wir schon am Hinweg bewundert hatten. Waren wir schon dehydriert? Auf jeden Fall kamen wir nach einem Umweg von fast 4 Kilometern wohlbehütet zur Unterkunft zurück. Knapp 20 Kilometer mit fast 800 Höhenmetern: Nicht schlecht für den ersten Tag.

Stärkende Mahlzeit im Restaurant des Hotels Werbetal, eines der 50 besten Dorfgasthäuser in Hessen. Meine Frau: veganes Pilzgericht  – Waldecker Shiitakepilze und Kräuterseitlinge an hausgemachtem Zucchinirösti in Tomatenragout. Und ich – bitte alle Veganer und Vegetarier kurz weggehört - ein Filetsteak, medium gebraten, mit Ofenkartoffel und Kräuterquark und gemischtem Salat; Bio-Höhenrind aus eigener Aufzucht. Wir beide waren glücklich, zufrieden und – satt! Auch hier wurden wir so sehr aufmerksam empfangen und betreut. Ob beim Frühstücksbuffet – ausgelagert vom Vermieter wegen den Abständen, bedingt durch Corona – beim Café am Nachmittag oder eben auch beim Abendessen: Freundliche und emphatische Helfer. Ein dickes „Dankeschön“. Das gilt auch den Frauen, die unsere Unterkunft in Schuss gehalten hatten.

Eine weitere Entdeckung für uns; wobei es garantiert noch viel zu entdecken gibt: Das MUN-Restaurant in Scheid. Nein, es handelt sich nicht um die MUN-Sekte. Es sind die Initialen der Gründer/innen. Italien lässt grüßen. Ein Pizzateig von der besten Art; fluffig und lecker. Hausgemacht. Tomatensoße so schmackhaft, ohne Gewürze. Dazu Schinken und Parmesan von hoher Qualität – was begehrt das Herz mehr? Auch mir hat das super gut geschmeckt, wie auch der Burger an einem anderen Abend. Ja, Italien ist zurecht Europameister – und das im Elfmeterschießen gegen und in England! Das rundet den Kurzurlaub ab. Versprochen: Dem Chef des Restaurants steht demnächst ein Kurzbesuch mit meiner Vespa an; gemeinsames Erinnerungsbild.

Doch ein Wermutstropfen! Auch Menschen, die menschengemachten Lärm suchen, finden am Edersee ihre Erfüllung. Wochenende, schönes Wetter. Ein schier unendlicher Strom von Harley-Fahrern ergießt sich in das Tal. Wummernder und tuckernder Lärm wird verströmt. Untermalt von schweren Motorrädern, mit dumpfen und lautem Sound. Dazu den Motor hochfahrender Rennmaschinen mit infernalischem Krach. Garniert das ganze Lärmcocktail durch röhrende Motoren von hochgezüchteten und sündhaft teuren Autos – gibt es nur so etwas Selbstwert? Noch tief im Wald: Keine Stille mehr. Traurige Anwohner in so schöner Natur, die hatten wir gesprochen. Ich kann der Online-Petition gegen unnötigen Motorradlärm, die Anwohner, Gäste und Besucher vor Lärmbelästigung schützen will, nur den besten Erfolg wünschen. Doch der Herr Scheuer, wird schon alle dafür tun, dass diese Initiative keinen wirklichen Erfolg haben wird. Traurig aber wahr. So sind sie in der abgehobenen Kaste der Politiker. Unberührbar und fern der leidenden Menschen.

Doch das schreckt uns nicht ab. Der nächste Urlaub am Edersee: Von Montag bis zur Abreise am Samstag. Zu schön die Natur und all das Schöne, was wir erleben durften. Voller Vorfreude, das Gute überwiegt deutlich!

Rüdiger Schaller, 18.07.2021

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