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Das Leben siegt!

 

 

Das Leben siegt!

Sogenannte demokratische Volksvertreter bereichern sich in der Notlage einer ganzen Gesellschaft. Man denke nur an die Maskendeals während der Coronazeit. Oder an die Credit Suisse - 2,3 Mrd. Verlust aber 32 Mrd. an Bonuszahlungen im gleichen Zeitraum. Whirecard - schon vergessen? Der entfesselte Kapitalismus kann sich zu Lasten der Schwachen ausbreiten. Die Ärmsten leider jetzt wegen der Inflation am Stärksten. Ja, die Starken triumphieren und lassen sich feiern, die Masse verliert. 

So gebiert die Moderne einen modernen Fundamentalismus. Etliche Menschen, die mit der Moderne nicht mehr zurechtkommen, legen sich einen strengen Gott zu. Sie wissen genau, was ihres Gottes Wille ist. Das gibt Halt für Verunsicherte, da gibt es klare Lehren, fertige Lebensstiele und Erziehungskonzepte und noch manches mehr. Das fatale daran ist, dass sich die Strenge gegen die Anderen richtet. Das fasziniert und zieht Menschen magisch an. Doch das kann bis zur Zerstörung des Lebens gehen; manchmal tötet es.

Zu Beginn der Überlegungen eine Zeitreise in die Antike:

Ein Feldherr hat für das römische Reich einen glänzenden Sieg errungen und bekommt vom Senat einen Triumphzug genehmigt.

Der Feldherr, der Triumphator, fährt auf einem von Pferden gezogenen und mit Lorbeer geschmückten Wagen durch die jubelnde Volksmenge. Hinten auf dem Wagen sitzt gefesselt der besiegte feindliche Feldherr.

Im Zug dahinter werden alle die kostbaren Beutestücke mitgeführt. Es sollen die großen Taten des Triumphators verherrlicht werden. Der Triumphzug vor dem Kapitol. Dort wird der besiegte Feldherr auf die Hinrichtungsstätte geschleift und hingerichtet. Dann wird ein weißer Stier geopfert und Dankgebete dargebracht. Das Ganze endet dann in einer großen und ausgiebigen Mahlzeit für den Feldherren und seine Soldaten.

Das ganze Spektakel ist so richtig heidnisch und machtverliebt. Die Besiegten werden total gedemütigt um den Sieger glänzen zu lassen.

Das ist der geschichtliche Hintergrund, vor dem der Apostel Paulus versucht, den Christen in der damaligen Zeit begreiflich zu machen, was an Ostern passiert ist. Das Leben siegt: Christus hat die finsteren dämonischen Mächte entmachtet und in ihrer Ohnmacht bloßgestellt. (Wer mehr dazu lesen möchte: Quelle die Bibel und der Brief von Paulus an die Kolsser, Kapitel 2, die Verse 12-15.)

Ostern - das älteste Fest der christlichen Geschichte. Es ist das Höchste in der liturgischen Rangordnung. Ostern ist aber in der Gesellschaft bei weitem nicht so populär wie Weihnachten. Das hat damit zu tun, dass jeder weiß, was eine Geburt ist, aber kaum ein Mensch kann sich eine Auferstehung vorstellen. Selbst das Neue Testament bietet keine Hilfe. Die Geburt wird anschaulich ausgemalt, doch die Evangelisten schweigen sich über die Auferstehung des toten Gekreuzigten aus. Diese Auferstehung wird nicht beschrieben, sondern nur angekündigt oder als vollzogen vermeldet. Faktisch bleibt die Auferstehung unsichtbar.

Die Auferstehung bleibt der unveräußerbare Wesenskern des Ostermysteriums. Und das ist gut so, denn alles was wir Menschen sagen, dass bleibt auf der Ebene von Versuchen einer Erklärung. Es bleibt bei Annäherungen an eine schwer verständliche und noch viel schwerer kommunizierbare Wirklichkeit.

Das Ostermysterium - es hat nichts mit Mystizismus zu tun. Mystizismus, der verschleiert Klares. Es geht bei einem Mysterium um eine Art der Welt- und Selbstwahrnehmung, die noch vor der durch Begriffe geprägten Wahrnehmung kommt.

Seit der Auferstehung von Jesus Christus sind viele Jahrhunderte vergangen. Jesus Christus ist noch nicht wieder gekommen, so wie es die Urchristen erwartet hatten. Und in den Jahrhunderten seit seiner Auferstehung sind etliche Irrwege in der Geschichte der Kirche gegangen worden. Sie aufzuführen, würde Abende füllen. Die frohe Botschaft, sie wurde missbraucht und auch hart bekämpft. Es gab immer wieder neue, sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Die frohe Botschaft musste und muss immer wieder neu verkündet werden, in jeweils neuen Kontext verstehbar gemacht werden. Ohne den Wesenskern zu verlieren.

Die Aufklärung hat sich in der Neuzeit ihren Weg gebahnt, die Wissenschaften mit ihrem Streben nach grenzenloser Aufklärung wähnen sich auf einem unaufhaltsamen Siegeszug. Die modernen Volkswirtschaften entwickeln sich und neue Technologien in einem teils atemberaubenden Tempo. Wo kommt da noch Ostern in das Spiel? Neben den lustig bunt gefärbten Eiern und den Schokoladenhasen?

Was von alle dem hat heute noch Bedeutung?

Es genügt doch, wenn wir uns in unserer Gesellschaft darauf einigen, dass wir auf Basis christlicher Werte leben, besser sogar, wenn wir uns auf rein ethische Werte einigen. Doch dies als einzige Basis ist brüchig.

Alle Zutaten der zu Beginn beschriebenen Zeitreise finden sich in den verschiedensten Erscheinungsformen auch heute in unserer Gesellschaft wieder. Zunehmend greift der Eigennutz – nicht der Eigenbedarf - befeuert von Gier, sich Raum. Auch die Verteilungsprozesse der Vermögen beschleunigen sich, wir haben im Grunde eine Verteilungskrise. Ein tausendstel unserer Bevölkerung besitzt über 23 Prozent des Gesamtvermögens. Diese Zahl stammt aus 2021. Und die Zahl der Menschen, die sich nur mit Harz IV und Minijobs gerade so über Wasser hält, steigt.

Ein Blick in die Gesellschaft, in die Wirtschaftseliten. Die reinen Lehren der Wirtschaftswissenschaft, man könnte denken, sie wären absolut Atheistisch. Doch das stimmt nicht – sie haben einen Gott, der nur anderes genannt wird: Der Gott - er ist der freie Markt und der schrankenlose Wettbewerb.

Die Kirche ist das Kapital und das Glaubensbekenntnis richtet sich an die Kräfte des Marktes, die alles wunderbar regieren und es endet mit dem Bekenntnis zum ewigen Wachstum. Zweifler, die skeptisch sind und Fragen, werden als Störer angesehen. Man sollte nicht den Finger in die Wunde legen und keine Schwierigkeiten machen.

Und Achtung: Der Kapitalismus braucht keine Demokratie – er braucht Ruhe. Selbst sogenannte demokratische Volksvertreter bereichern sich in der Notlage einer ganzen Gesellschaft. Man denke nur an die Maskendeals. Oder an die Credit Suisse - 2,3 Mrd. Verlust aber 32 Mrd. an Bonuszahlungen im gleichen Zeitraum. Whirecard - schon vergessen? Der entfesselte Kapitalismus kann sich zu Lasten der Schwachen ausbreiten. Die Ärmsten leider jetzt wegen der Inflation am Stärksten. Ja, die Starken triumphieren und lassen sich feiern, die Masse verliert. Das ganze Spektakel ist so richtig heidnisch und machtverliebt.

So gebiert die Moderne auch einen modernen Fundamentalismus. Etliche Menschen, die mit der Moderne nicht mehr zurechtkommen, legen sich einen strengen Gott zu. Sie wissen genau, was ihres Gottes Wille ist. Das gibt Halt für Verunsicherte, da gibt es klare Lehren, fertige Lebensstiele und Erziehungskonzepte und noch manches mehr. Das fatale daran ist, dass sich die Strenge gegen die Anderen richtet. Das fasziniert und zieht Menschen magisch an. Doch das kann bis zur Zerstörung des Lebens gehen; manchmal tötet es.

Nun eine Betrachtung aus einem etwas anderen Blickwinkel heraus:

Was ist heute mit den finsteren dämonischen Mächten, die in der Bibel erwähnt wurden? Im Namen der Wissenschaft wurde doch der Teufel abgeschafft. Doch auch die Wissenschaft in ihrem Streben nach grenzenloser Aufklärung stößt an Grenzen. Auch wenn zum Beispiel Physik aus der Gottesperspektive sich als Religionsersatz gut verkauft. Es wird die Weltenformel gefunden, die Bücher vermarkten sich sehr gut.

So wird – obwohl Gott aus dem Universum heraus bewiesen werden soll – ein modernes religiöses Bedürfnis bedient. Die Idee der „letzten Theorie“ ist eher eine wissenschaftlich verkappte religiöse Idee. Seriöse Wissenschaft ist notwendig und gut, aber sie kann kein Allheilmittel sein, sie ist kein Religionsersatz.

Menschen scheinen heute zumindest noch eine Ahnung von den geistigen Mächten zu haben. Doch auf eine merkwürdige Art dies nicht so recht wahrhaben wollen. Millionen lesen als Beispiel das tägliche Horoskop, sagen aber, dass sie nicht daran glauben, dass sei nur Spaß.

Doch damit sollte kein Spaß getrieben werden. Auch wenn wir mit unseren elektronischen Maßinstrumenten diese Mächte nicht nachweisen können, sollten wir mit einer unsichtbaren Wirklichkeit rechnen.

Ich beobachte, dass sich vielerorts Verunsicherung und auch Zukunftsangst ausbreitet. Bei Menschen, die irgendwie dazwischenstehen. Zwischen dem Tanz um das goldene Kalb in der Wirtschaft, dem menschenverachtenden Rennen nach Effizienzen und Rendite sowie dem Fundamentalismus, der Leben zerstört. Und Angst bei Menschen, die in vielen anderen Lebenssituationen stehen, die ängstigen können.

Das größte und wirksamste Machtmittel des Teufels, der über seine Abschaffung lacht, ist die Angst.

Das führt mich zu der letzten Überlegung: Wo findet heute Ostern statt?

Im Johannesevangelium treffen wir am Abend des Ostersonntages auf einen Kreis ängstlicher Menschen. Die Jünger Jesus, sie haben sich in einem geheimen Versteck getroffen. Die Türen sind verschlossen. Der Kreuzestod ihres Meisters und die Berichte über das leere Grab verwirren sie.

Mitten hinein in diese Versammlung tritt völlig unerwartet der auferstandene Jesus Christus. Er kommt durch ihre verschlossenen Türen und tritt in ihre Mitte, ja er wird ihre Mitte.

Sein Gruß an sie: „Friede sei mit Euch!“  Die Jünger erkannten ihn in der persönlichen Begegnung und wurden sehr froh. Es tut gut, dass Jesus nicht vor unseren verschlossenen Türen und Mauern der Angst stehen bleibt. Dann wenn wir die persönliche Begegnung suchen.

Genau das ist es, was seit der Zeit des Neuen Testaments den Kern unseres Glaubens ausmacht: Christlicher Glaube ist zuerst die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus.

Christlicher Glaube ist zuerst die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus. Ostern wird so ein Sich-Aufrichten aus dem eigenen Grab, das man sich nicht im Wortsinne als Grab vorstellen muss.

Ostern ist die Befreiung aus Unterdrückung, die Befreiung von Ängsten, die Heilung unbearbeiteter Verluste. Es ist die Überwindung des vermeintlich Unabänderlichen.

Ja, Ostern ist die Überwindung der Angst und bedeutet Befreiung von Zwängen – denen der Welt oder den eigenen.

Ostern kann jederzeit sein, wenn die Menschen wieder aufrecht gehen können. In der individuellen Dimension: Man muss Unsicherheit ertragen und aufstehen, um wieder zu gestalten, zu handeln und zu wagen.

Leben ist und bleibt unergründlich und nicht steuerbar – nur so kann es lebendig sein, traurig und glücklich, leidvoll und lustig. Wo zeigt sich dieses Leben?

Es zeigt sich nicht in den Massenmedien. Es zeigt sich jenseits der Medienwelt, da wo keine Kamera hinkommt. Es zeigt sich an den Krankenbetten, in Forschungslaboren, in Amtsstuben, in den Bürohochhäusern.

Da wo christliche Haltung nicht von vorneherein feststeht. In der normalen Gesellschaft entscheidet sich, ob die gute Botschaft von der befreienden Gnade Gottes überzeugend gefunden wird oder nicht.

Parteilichkeit für die Armen gedeiht zuerst in der Nachbarschaft. Dies bedarf neben der moralischen Grundlage auch politischen und wissenschaftlichen Sachverstands. Deshalb ist gut, wenn sich Christinnen und Christen mit ihrer theologischen Urteilskraft und inneren Freiheit einmischen.

Dabei die Finger in die Wunden legen. Der Mensch, der sich des unendlichen Wertes jeder Menschenseele bewusst ist, hat durchaus eine Passion für andere Menschen.

Christinnen und Christen, die ihren Glauben in die Gesellschaft weitertragen, ihn vorleben und sich einmischen und auch unbequem werden, tragen die frohe Botschaft weiter, wie seit Jahrhunderten.

Dabei begleitet von einem Gott, der eben kein vollständig ausgefülltes Facebook-Profil hat, der auch fremd und unergründlich bleibt.

Ein ausgedeuteter, berechenbarer Gott wäre tot. Das ist ja die Osterhoffnung, geboren aus dem Ostermysterium:

Das Leben siegt!  

 

Rüdiger Schaller, 11.04.2023 

Autor des Buches „In die Stille“         Neu: Jetzt auch als eBook

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