Nie wieder ist jetzt!

Es bleibt also alles so wie seit Jahrtausenden

Oder: Business as usual

 

Terrorüberfall der Hamas am 07.10.2023; ein Fanal, mal wieder.

Einleitung

Bestialisches Abschlachten von wehrlosen Kindern, Frauen, Männern und Babys; genug der Bilder und Berichte in den Medien. Wer ein mitfühlendes Herz für die Opfer und deren Angehörigen hat, kann den Schrecken erahnen und trauern. Fassungslos. Fassungslos auch die Gerichtsmediziner bei der Identifikation der Leichen: Unfassbar geschändet. Wie erträgt eine Seele solch einen Anblick?

Zunächst sprach- und fassungslos auch über die perfide Opfer-Täter-Umkehr. In der Quintessenz: Der ermordeten und verstümmelten Menschen sind selbst dran schuld, da sie ruchlose Täter sind, bzw. waren. Und die Mörderbanden der Hamas sind arme und bedauernswerte Opfer. Welch ein Hohn! Ebenso hintertrieben und intrigant das Geschehen zu „kontextualisieren“, in belieben Kontexten; Interessengeleitet.

Wie kann das alles entwirrt werden? Die Vergangenheit, auch die eigene, nicht zu kennen heißt, sich selbst nicht zu begreifen. Das gilt für jeden Menschen, es gilt auch gerade für die hasserfüllten Fanatiker. Was für eine große unbewusste Last, welches Herzensleid, tragen diese Menschen seit so vielen Generationen in die nächste Generation weiter? Erlösung über Hass und Mord – das gab es nie und wird es auch nie geben.

Verstörend die dröhnende Stille in Deutschland; selbst die Feministinnen und Aktivistinnen für die Frauenrechte waren seltsam still. Angesichtes der gefolterten und geschändeten Frauen. Zur Schau gestellt wie Schlachtvieh. Verhöhnt, bespuckt und verlacht. Erniedrig.

Auf Spurensuche nach Gründen und Zusammenhängen zunächst eine Zeitreise. Dabei Fakten wie Puzzlesteine auf dem Zeitstrahl aufsammeln und zu einer Gesamtschau zusammenfügen. Auch wenn einiges offenbleibt. Es wird auf jeden Fall eine – an manchen Stellen – grobe Skizze. Doch die Gesamtschau gibt einen guten Überblick. Geschichte nicht rückwärts betrachtet, sondern vom Anfang den Entwicklungen folgen. Kein beliebiges Rausgreifen eines Geschehens und daraus alles her ableiten.

Ein erster Exkurs:

Ein brillantes Beispiel für die unterschiedlichen Herangehensweisen bei geschichtlichen Betrachtungen: „Die Hohenzollern und die Nazis“. Nach dem 2. Weltkrieg, dem großen Weltenbrand von Deutschland entfacht, wollten sich die Hohenzollern im Rückblick als Opfer und sogar als Widerstandskämpfer darstellt. Mit dem Machverlust im „3. Reich“ wurden sie zunehmend radikaler. Sie waren weitaus mehr als Steigbügelhalter, so die Kurzform. Es lohnt sich, das Buch von Stephan Malinowski zu lesen, es ist mehr als erhellend.

Soweit zu der Einleitung und dem kleinen Exkurs.

Die Zeitreise: Sie führt zunächst geschätzt ca. 3.500 Jahre in die Vergangenheit, etwas 1.500 Jahre v.Chr. und ca. 2.100 Jahre vor der Geburt des Propheten Mohammed. Die Reise führt in das riesige und damals schon landschaftlich nicht reizvolle Gebiet zwischen Ägypten und dem Irak.

Wie es mit den Juden und Israel begann – das gelobte Land

Im babylonischen Ur, einer Stadt im heutigen Irak, lebte Abraham, der Urvater der drei monotheistischen Religionen. Nach der Besetzung der Stadt durch feindliche Truppen, floh er mit seiner Familie nach Norden, in die Stadt Harran.

Da trat Gott auf den Plan, er erschien Abraham und befahl ihm, seine Heimat zu verlassen. So begann die Wanderung Abrahams in das Gelobte Land Kanaan, das Gott ihm verheißen hatte. Es soll das Land der Israeliten werden. (diese Verheißung ist auch mit dem Blick auf den Koran wichtig; später mehr dazu).

Mit Kanaan ist im Alten Testament das gesamte Land westlich des Jordan gemeint. Heute umfasst dieses Gebiet sowohl Teile Israels als auch Palästinas. Es ist ein schmales Durchgangsland zwischen dem Mittelmeer im Westen und der syrischen Wüste im Osten. Im Süden befindet sich damals die Großmacht Ägypten und im Norden das Zweistromland Mesopotamien.

In diesem Gebiet waren es wohnsitzlose Nomaden, die erste Erfahrungen machten: Gott spricht mich persönlich an. Und es gibt nur diesen einen Gott. Sie waren ziemlich wehrlose Kleinviehnomaden, die die abgeernteten Felder reicher Stadtbewohner abgrasen durften. Die bei Hungersnöten in die Randbereiche der Städte in Kanaan und bis hinunter nach Ägypten flohen. Immer wieder versklavt und verjagt.

Zweiter Exkurs: Entstehung des Begriffes „Hebräer“ und seine Bedeutung.

Einige wenige umliegende Völker schlossen Freundschaft mit diesen gewaltlosen Outlaws. Die meisten aber mochten sie nicht, diese wehrlosen, heimatlosen Menschen, die man töten, aber nicht totkriegen konnte. Daher bildetet sich im Großraum des heutigen Irak bis nach Ägypten eine Bezeichnung für sie heraus: Übersetzt aus den Sprachen bedeutet es: „die Geächteten“, wörtlich: „die Hebräer. 

Nun weiter in der Geschichte der Juden und Israels.

Zunächst zur Erinnerung: Die Urbevölkerung Palästinas waren die Kanaanäer, Völker mit hoher Kultur, die schon im 3. Jahrtausend v.Chr. Städte bewohnten. Im Lauf des 2. Jahrtausends sickerten langsam hebräische Nomadenstämme in das Land ein, die Vorfahren der Israeliten. Mit der Zeit gewinnen die hebräischen Nomaden im Land die Oberhand und erobern nach und nach die alten kanaanäischen Städte. Um ca. 1.250 v.Chr. gelingt es einer Gruppe hebräischer Nomaden aus ägyptischer Zwangsarbeit nach Palästina zu entkommen. Sie stößt zu den anderen Hebräern hinzu.

Im weiteren Zeitablauf gelingt es erstmal, ein eigenes Königtum, ein Großreich Israel, zu errichten. Es folgte eine Spaltung in ein Nord- und ein Südreich, die über Jahrhunderte bestand. Um 722 v.Chr. eroberte das neuassyrische Reich Samaria, die Bevölkerung wurde zum Teil deportiert. Eine neue Oberschicht wurde in Israel angesiedelt.

Die Assyrer wurden später durch die aufstrebenden Babylonier entscheidend geschwächt. Im Windschatten der Auseinandersetzungen gewannen die Ägypter für einige Zeit die Oberhand über Palästina. Doch dann wurde Ägypten von den Babyloniern besiegt. Die Babylonier waren die neuen Herrscher und zerstörten den Tempel. Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem am 25. August 587 v. Chr. war einer der größten Katastrophentage der Geschichte Israels in der Antike: An diesem Tag ging der Tempel in Jerusalem in Flammen auf. Babylonische Truppen verwüsteten und plünderten das Heiligtum. Damit war das Zentrum der Religion zerstört, große Teile der Bevölkerung wurden ins babylonische Exil deportiert.

Kaum 40 Jahre später machten die Perser dem Reich der Babylonier ein Ende, die verschleppten Israeliten konnten wieder in ihre Heimat zurückkehren. Die Rückkehrer in die mittlerweile persische Provinz Jehud waren die ersten, die Juden genannt wurden. Die nächsten 400 Jahre vergingen abwechselnd mit Eroberungskriegen und Zeiten der Ruhe, mit den Fremdherrschaften der Perser und der Griechen unter Alexander dem Großen. Danach prägten die ägyptischen Erben Alexanders und die syrisch-griechischen Seleukiden Land und Volk. Im Jahr 141 vor Christus gründeten die Juden nach einem erfolgreichen Aufstand gegen die Seleukiden einen unabhängigen Staat unter der Hasmonäer-Dynastie.

Die nächsten fremden Herrscher waren die Römer, die um 63 vor Christus kamen. Sie gewährten den Juden eine relative Unabhängigkeit, griffen aber bei Bedarf ein. Als die Juden immer wieder zu Aufständen und Rebellionen im gesamten Mittelmeerraum  aufriefen, reagierten die Römer drastisch. Judäa, wie sie die Provinz nannten, wurde ab 70 nach Christus besiegt und samt der Hauptstadt zerstört. Nach einer dreiwöchigen Phase mit Mord, Raub, Vergewaltigung und Brandstiftung wurde der Tempel der Juden, das nationale und religiöse Symbol des Volkes, dem Erdboden gleich gemacht. Danach verstreuten sich die Juden in alle Länder der Erde. Sie gingen in die Diaspora.

Juden – Christentum – Deutschland und der Holocaust

Folgend eine kurze Abhandlung der Geschichte der Juden im Europa. Daran anschließend eine Betrachtung von Mohammed und den Moslems in deren Beziehung zu den Juden.

Die Ausgangslage: Im 4. Jahrhundert n.Ch. – ca. 200 Jahre vor dem Erscheinen Mohammeds - begann in Rom die erste antijüdische Politik. Sie begann zu dem Zeitpunkt, als das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde. Die katholische Kirche bestimmt die folgenden zwölf Jahrhunderte, wie mit den Juden zu verfahren war. Anders als im vorchristlichen Rom, das keinerlei Monopolansprüche in Religions- und Glaubensfragen erhob, bestand die katholische Kirche auf einem Monopolanspruch und die Alleingültigkeit der christlichen Lehre.

Es gab etliche Versuche, die Juden zu bekehren, sie von ihrem „Irrglauben“ zu befreien. Auch mit mehr oder weniger Zwang. Das Scheitern dieser Versuche hatte weitreichende Konsequenzen: Die Kirche grenzte die Juden aus, sie waren für die Kirche ein Menschenschlag, der sich von den Christen unterscheidet und sich dem Christentum verschließt. So wird dieser Menschenschlag dem christlichen Glauben gefährlich.

In Zeiten des wachsenden Judenhasses schrieb Martin Luther seine antijüdischen Sätze, die auch später willkommener Wegbereiter für die Nazis war. Gott sei dank hat sich die Kirche, der ich angehöre, deutlich und klar gegen diese Thesen gestellt.

Was blieb den Juden zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert in Europa zur Wahl? Konversion oder Vertreibung. Selbst nach der Trennung von Kirche und Staat wuchs der Hass auf die Juden. Die Politik der Vertreibung und Ausgrenzung wurde von den Nazis übernommen. 1941 befanden sich Millionen von Juden in Ghettos, ihre Auswanderung war im Krieg nicht möglich. Der Fortgang der so grausamen und zutiefst zu bedauernden Geschichte ist hinlänglich bekannt. Bei einer näheren Analyse des unfassbaren Geschehens wird klar, dass das, was in den zwölf Jahren des „tausendjährigen“ Reiches geschah, auch früher schon aufgetreten war. Der Vernichtungsprozess der Nazis kam nicht aus heiterem Himmel. Er war der Höhepunkt einer zyklischen Entwicklung. Die christlichen Missionare sagten: Ihr habt kein Recht als Juden unter uns zu leben. Die nachfolgenden weltlichen Herrscher sagten: Ihr habt kein Recht unter uns zu leben. Die deutschen Nazis verfügten: Ihr habt kein Recht zu leben. Auch in den Jahrhunderten vor dem agieren der Nazis gab es in Europa Pogrome, Vertreibungen und Plünderungen. Bei den Plünderungen bereicherten sich viele Menschen. Auch das wurde im sog. „3.Reich“ perfektioniert. Dazu später mehr.

Das monumentale Werk von Raul Hilberg „Die Vernichtung der europäischen Juden“ sollte als Standardwerk gelesen werden. Eine detaillierte und erschreckende Analyse der Ausgangslage, der Vorgeschichte und der Struktur des Vernichtungsprozesses.

Mich erschreckt es heute noch, wie begeistert und aktiv Deutsche – Beamte, Ärzte, Richter, Juristen, Zivilisten und Soldaten sich in die Tötungsmaschinerie eingefügt hatten. Es waren so viele, ich kann es immer noch nicht wirklich fassen.

Ein paar Aspekte über die Täter - Opferrolle

Jüngst, mit Blick auf den barbarischen Terrorakt der Hamas – der dem Handeln der Deutschen in den Konzentrationslagern, bei den Massenerschießungen und mehr nicht nachsteht. Es wurden die Opfer des Bombenangriffs auf Dresden im zweiten Weltkrieg mit den zivilen Opfern im Gazastreifen gleichgesetzt. Doch man sollte das alte deutsche Sprichwort bedenken, gerade mit Blick auf Dresden: Wer Wind säht, der erntet Sturm. Und weiter: Wer einen Weltenbrand auslöst, der erntet das Höllenfeuer.

Richard von Weizäcker hatte im Jahr 2015, am 08.Mai in einer gerade international vielbeachteten Rede den 08. Mai 1945 – dem Tag des Endes des zweiten Weltkrieges – als den „Tag der Befreiung“ genannt. Tag der Befreiung – von was? Seine Rolle bei der Hungerblockade von Leningrad, die blieb unerwähnt. So viele Menschen, gerade Zivilisten starben dort vor allem einen elendigen Kälte- und Hungerstod. Unvorstellbares Gräuel: 872 Tage lang dauerte die Blockade Leningrads durch die Deutsche Wehrmacht. Mehr als eine Million Menschen verhungerten, ein genozidaler Akt. Die Nationalsozialisten wollten Stadt und Menschen vernichten. Die Rolle der Wehrmacht wurde über Jahrzehnte ausgespart. Stattdessen fand eine Trennung statt, zwischen den vermeintlich „normalen“ Kriegshandlungen, welche von Wehrmachtsoldaten ausgeführt wurden, und den Verbrechen, für die Hitler allein verantwortlich gemacht wird. An die Verbrechen in Leningrad zu erinnern hätte bedeutet, eine Gesamtschuld nicht mehr bestreiten zu können. Denn wer über die Wehrmacht redet, redet über einen Großteil der deutschen Bevölkerung. 872 Tage lang wurde von den Deutschen Zivilisten vernichtet. Auf die qualvollste und unmenschlichste Art und Weise getötet, indem sie den Krieg nicht mit der Waffe in der Hand führten, sondern für die Menschen in der Stadt Bedingungen schufen, unter denen man nicht überleben konnte. 

Soweit zu den Fakten und um Leningrad. Ein Blick nochmals in diese Zeiten, nach Deutschland. Vielleicht musste man in der Zeit damals irgendwie durchkommen, mitlaufen. Eine schwere, murmelnde Decke liegt über den Erinnerungen. Er wird zum Beispiel geraunt: "Du kannst das nicht beurteilen, Du warst nicht dabei". Da tut doch ein Freispruch gut, nicht wahr? Gerade in eigener Sache.

Doch es ging auch anders: Ein Beispiel für ehrenhafte Zivilcourage, aus Menschlichkeit geboren: 1942, tief in Russland stehend, ließ Albert Battel, ein 51-jähriger Reservist und Rechtsanwalt, die Brücke über einen Fluss sperren, der den einzigen Zugang zu einem Ghetto darstellte. Das anrückende SS-Kommando zog nach Androhung von Waffengewalt durch Battel´s Männer unverrichteter Dinge wieder ab. 500 Menschen jüdischen Glaubens wurden gerettet. Zivilcourage und Herzensbildung pur. Zutiefst berührende Ehrung von Menschen in Yad Vashem, in der Allee der Gerechten. Der Gerechten unten den Völkern. Menschen mit Herzensbildung; gelebt in gerade so unfassbaren Zeiten. Was für ein Mut und eine Zivilcourage in diesen so unsicheren und lebensbedrohlichen Zeiten: So zu handeln ist möglich! Albert Battel (geb. 21. Januar 1891 - gest. 17. März 1952 in Hattersheim am Main war ein deutscher Rechtsanwalt, Oberleutnant der Wehrmacht und Gerechter unter den Völkern.) Battel´s Beispiel steht für das Ziel etlicher Soldaten, Menschen zu retten. Kriegsgefangene, Juden und andere Verfolgte. Der deutsch-amerikanische Historiker Fritz Stern hat ihre stille, ja meist heimliche Form des Widerstandes einmal als "aktiven Anstand" charakterisiert. Inzwischen hat sich weithin der Begriff Rettungswiderstand eingebürgert. Diese Menschen haben zivilcouragiertes Handeln vorgelebt, und zwar unter den mörderischen Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur und des Weltkrieges. Dadurch haben sie bewiesen, dass man etwas tun konnte, dass es tatsächlich – entgegen allen anderslautenden Behauptungen – selbst in den bewaffneten Formationen des NS-Staates Handlungsspielräume für ein humanes Handeln gegeben hat.

Vor Weizäcker hatte Konrad Adenauer nicht so subtil, sondern sehr drastisch agiert: Freispruch 1. Klasse für die Menschen, die in der Terrororganisation der SS aktiv waren. Obwohl sie in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde. Die Ehrenerklärung des Christdemokraten Ende 1952: „Wir möchten heute vor diesem Hohen Haus im Namen der Regierung erklären, dass alle Waffenträger unseres Volkes, die im Rahmen der hohen soldatischen Überlieferung ehrenhaft zu Lande, zu Wasser und in der Luft gekämpft haben, anerkennen.“

Kurz zu Erinnerung: Deutschland begann und führte einen Vernichtungskrieg gegen die umliegenden Völker. Im Rahmen dessen geschahen auch die unmenschlichsten Verbrechen, gegen Zivilisten, Soldaten. Und sie war beteiligt an dem industriellen Massenmord an den europäischen Juden sowie an Sinti und Roma. Die SS war während des Zweiten Weltkrieges maßgeblich verantwortlich für beispiellose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

So schnell kann das gehen: Vom Verbrecher gegen die Menschlichkeit zum hochgeachteten Bürger, der ehrenhaft seine Pflicht getan hatte. Klar, Deutschland wurde ja befreit. Man war Opfer und kein Täter. Das entlastet ungemein. Es wurden zwar einige prominente Angeklagte zum Tode verurteilt; einige auch hingerichtet. Damit war es aber dann auch genug.

Genug? Ein letztes Beispiel: Das Massaker von Oradour am 10. Juni 1944 war ein durch die Waffen-SS verübtes Kriegsverbrechen an der Bevölkerung des französischen Dorfes Oradour-sur-Glane. Nahezu alle Einwohner wurden dabei ermordet, es gab nur 36 Überlebende. Das Dorf wurde völlig zerstört. Es waren 643 Opfer. Oradour ist bekannt, weniger bekannt ist das Massaker, das einen Tag zuvor in Tulle von derselben Einheit ausgeführt wurde. Es wurde selektiert, wer von den Männern nach Auschwitz deportiert werden sollte und wer sofort getötet werden sollte. Unter den Klängen eines Grammofons wurden die Männer, die sofort getötet werden sollten, vor den Augen der Angehörigen an den eigenen Balkonen aufgehängt. Die meisten Balkone wurden nach dem Krieg abgeschlagen; die Überlebenden konnten den Anblick nicht ertragen. Schwer zu ertragen war für sie auch, dass der verantwortliche General Heinz Lammerding, der 1951 von einem französischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, nie von Deutschland ausgeliefert wurde. Er konnte unbehelligt eine Karriere als Bauunternehmer machen. Adenauer und seine Ehrenerklärung lassen grüßen.

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, so dichtet es Paul Celan. Die Meisterlehrlinge sind wohl die Hammas, in einem Atemzug zu den Wagner-Söldnern und vielen anderen Mordbanden weltweit.

Es sind nur wenige Blitzlichter, die aber genügen um ein klares Bild zu zeichnen. Wer war Täter, wer Opfer? Nachdem die wirklichen Opfer beseitigt waren, konnte man bequem die Opferrolle einnehmen.

Eines darf nicht vergessen werden: Die Deutschen beraubten die Juden, bevor diese vernichtet wurden. Auch früher, bei jedem Pogrom wurde geplündert. Im sog. „3. Reich“ verloren die Juden ihr komplettes Hab und Gut, Firmen wurden enteignet und vieles mehr. So bereicherten sich Deutsche an der Not und dem Elend der Juden. Nur zwei Schlaglichter: 

Das erste der zwei Schlaglichter: Kühne + Nagel im Nationalsozialismus. Der Logistiker der ‚Arisierung‘ - mehrfach als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet. Mit dem Abtransport "arisierten", also geraubten, jüdischen Eigentums und dessen "Verwertung", expandierte das Unternehmen international.  Überall wo die Wehrmacht war, kam Kühne und Nagel hinterher, baute logistische Zentren auf, die dann die Knotenpunkte für die Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung waren. Das gilt für Westeuropa und zum Teil für Italien. Der jüdische Teilhaber Adolf Maass wurde 1933 von Werner und Alfred Kühne, Onkel und Vater Klaus-Michael Kühnes, aus dem Unternehmen gedrängt und später in Auschwitz ermordet.

Das zweite Schlaglicht: Joseph Neckermann, Versandhausgründer 1948. Weltmeister und Olympiasieger im Dressurreiten. Seine ersten Schritte als Unternehmer machte er zwischen 1934 und 1938 mit der „Arisierung“ jüdischer Unternehmen. Im zweiten Weltkrieg organisierte er u.a. für die Produktion von Uniformen für die Wehrmacht. Altkleider als Rohstoff – eingenähter Schmuck lässt kaum Zweifel über die Herkunft des „Rohstoffes“ zu.

Mehr erhellendes über die Wurzeln der BRD nach dem 2. Weltkrieg in einer packenden Lektüre „Hitlers Erben nach 1945“, herausgegeben von Norbert Frei.

2023 - Nie wieder ist jetzt

Terrorüberfall der Hamas am 07.10.2023 – in der Zeit nach dem Schlachten von unschuldigen Menschen, mitten hinein in die tosende Stille in Deutschland, klare Worte eines Ministers: Nie wieder ist jetzt! Er verteidigte das Existenzrecht Israels und hatte auf die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel und den Juden hingewiesen. Das ist Staatsräson – später mehr zu diesem Begriff und wie er in Deutschland gelebt wurde.

Auch nach den Worten des Ministers: Die Angriffe und Übergriffe auf unsere jüdischen Mitbürger nehmen dramatisch zu. Hass breitet sich nun mehr und mehr auch offen aus in Deutschland. Das bereitet nicht nur mir Sorge. Sorge, dass Geschichte sich wiederholt. Es breitet sich eine Weltsicht aus, die die Menschheit in Unterdrücker und Unterdrückte einteilt. Diese Sicht bietet keinen Platz für eine differenzierte Betrachtung. Israel ist für viele von ihnen eine Chiffre für das absolut Böse, das für alle Übel der Welt verantwortlich gemacht wird. Hamas und Israel werden auf eine Stufe gestellt. Das muss man erst mal wirken lassen: die islamistische Terrororganisation Hamas wird mit dem demokratischen Staat Israel auf eine Stufe gestellt. Das größte antisemitische Blutbad seit dem Holocaust wird nicht missbilligt. An der Stelle empfehle ich zu einer vertiefenden Lektüre einen Artikel aus der TAZ „Israel als Symbol der Bösen“ (Quelle im Anhang) Es ist erschreckend: die Geschichte ist auf einem guten Weg, sich zu wiederholen. Kein Geschichtsbewusstsein, keine Aufklärung – nur blanker Hass. Eigenes Unerledigtes kann so im Verdrängten bleiben. Die Welt ist krank.

Hinzu kommt, dass die blau angestrichenen Braunen ihr Zersetzungswerk der Demokratie hier in Deutschland weiter vorantreiben. Die vielbeschworenen „Brandmauern“, eine nach der anderen, entpuppt sich als reines „Geschwätz“, Geschwätz von gestern. Neue Mehrheiten entstehen – was bleibt dann von der vielbeschworenen Staatsräson übrig?

Die Finanzierer des Umbruchs stehen schon längst bereit. Zum Beispiel eine kleine Volksbank. Die VOLKSBANK PIRNA. Dieser Bank vertrauen Extremisten. Sie macht Geschäfte mit Linksradikalen, mit Rechtsradikalen und russischen Propagandisten. Der Rubel muss rollen. 

Ein kleiner Exkurs zum Thema Staatsräson in Deutschland, in der BRD:

Bundesregierung unter Adenauer hat damals an Israel eine Wiedergutmachung gezahlt. Nur 11 Prozent der Deutschen fanden die Zahlung gut! Doch auch in Deutschland gab es Widerstand gegen Entschädigungszahlungen für Israel. Eine Umfrage des Allensbach-Instituts kam im September 1952 zu dem Schluss, dass nur elf Prozent der Deutschen ein Wiedergutmachungsabkommen mit Israel befürworteten. Insgesamt 44 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus. In der Bundesrepublik waren antisemitische Stimmungen weit verbreitet.

Die Begründung von Konrad Adenauer für die Wiedergutmachung: „Die Macht der Juden auch heute noch, insbesondere in Amerika, soll man nicht unterschätzen. Und deshalb habe ich sehr bewusst und sehr überlegt, meine ganze Kraft, so gut es ging, eine Versöhnung herbeizuführen zwischen dem deutschen und dem jüdischen Volk.“

Adenauers Staatsräson war also, Freundschaft mit Israel zu schließen, indem man Geld zahlt, und das u.a. mit antisemitischen Klischees zu begründet. Einerseits hat sich Adenauer gegen Antisemitismus ausgesprochen, andererseits sind auch mehrere antisemitische Ausfälle des Kanzlers überliefert. Der damalige Botschafter in Israel, sagte wie Adenauer, "dass „Israel und die Juden an den Weltzentren der öffentlichen Meinungsbildung entscheidenden Einfluss ausüben". Deshalb könne Deutschland es sich nicht leisten, Israel die Unterstützung aufzukündigen. Für den Fall befürchtete er, dass „die Juden von Jerusalem über London bis New York alle Hunde von der Kette lassen“.

Auch bei späteren Kanzlern zogen sich immer wieder antisemitische Klischees durch; ein wirklich klares Bekenntnis kam nie zustande.

Angela Merkel hat 2008 in der Knesset gesagt: Staatsräson bedeutet, dass wir eine besondere Verantwortung für die Sicherheit Israels haben. Das haben alle Kanzler vor mir auch schon so gehalten. Wie genau meinte Frau Merkel das wirklich vor der oben aufgezeigten Historie?

Das schleichende Gift des Antisemitismus war Teil des „Neubeginns“. Nicht mehr offen ausleben wie im sog. „3. Reich“, sondern unterschwellig weiterleben. Das Gift breitete und breitet sich unterschwellig weiter aus. Der Antisemitismus blüht  heute immer mehr offen auf. Es gab da keine Stunde „0“ des Antisemitismus.

Soweit der Exkurs. 

Bei dem Minister hatte ich mich vor kurzen persönlich per Mail für das klare Statement bedankt, verbunden mit einer Frage: Wie sieht es aus mit Katar, ein großer Aktionär bei VW. Nur eine Verflechtung deutscher Unternehmen mit einem der Staaten die den Terror finanzieren. So fließen Dividendenzahlungen von VW nach Katar. Klar, es geht bei den Zahlungen von Katar nur um reine Infrastrukturprojekte im Gazastreifen. Tunnelsysteme werden gebaut, die leidenden dort Menschen bekommen von dem Geld bestenfalls Almosen. Und werden von den Hammas als menschliche Schutzschilder missbraucht; nur sehen diese Menschen dies nicht so. Das ist mehr als tragisch.

Eine Antwort des Ministers habe ich bis heute nicht erhalten.

Soweit Betrachtungen zur Historie der Juden, von den Anfängen bis zur Vertreibung durch die Römer in die Diaspora und die folgenden Entwicklungen in Europa bis zum Holocaust. Verbunden mit einem kurzen Exkurs zu den Profiteuren der Judenvernichtung in Deutschland und der Reinwaschung der Täter. Tenor: Bis auf die Führungsspitze waren wir alle Opfer, die unendlich dankbar sind, von den Tätern befreit worden zu sein.

Doch nun ein zweiter Handlungsstrang, mit Blick auf Mohammed und die Muslime. Weitere wichtige Puzzlesteine zum Verstehen. 

Die Juden im Koran und unter islamischer Herrschaft

Zunächst: Geschichte muss, um sie zu verstehen, von Anfang an gelesen werden.

Wer den Judenhass von Muslimen auf die Gründung Israels 1948 fokussiert, geht fehlt. Im Rückblick vieler Moslems werden nur die guten Seiten des Islams erinnert. Das der Hass schon viel früher angelegt war, wird ausgeblendet. Der Hass heute wird vor allem politisch instrumentalisiert und geht fehl an der Religion, wie auch die Christen in ihrer Geschichte oft an der Intention ihres Gründers fehl gingen. Nur ein Beispiel von unsäglich vielen: Die Hexenverbrennungen im Mittelalter.

Doch zurück zum Islam. Unangenehmes wie die systematische Vernichtung der Juden im Gebiet des heutigen Königreichs Saudi-Arabien wird verdrängt. Pogrome, Verfolgungen und Vertreibungen im islamischen Orient und Okzident gab es immer wieder – nur ein paar Beispiele: Granada 1066, Fes 1565, Bengasi 1785, Algier 1815, Damaskus 1840 und Kairo 1844.

Weiter zurück zu den Wurzeln des Hasses. Im 7. Jahrhundert lebten die Juden mit ihren muslimischen Nachbarn in Frieden. Der Prophet bemühte sich nach seiner Auswanderung von Mekka nach Medina 622 um eine Annäherung an die Juden. Er hoffte, sie zum Islam bekehren zu können. Doch das ging gründlich schief, deshalb wurden die Juden zu Ungläubigen abgestempelt. Ähnlich die Reaktion wie bei Martin Luther, dessen Bekehrungsversuche auch gescheitert waren. So entstand ein koranischer Sündenkatalog. Ausgrenzung und Abwertung pur; später mussten die Juden einen gelben Flicken tragen, als Erkennungszeichen. Der Vorläufer des gelben Judensterns?

In der Geschichte des Islams hat man sich immer wieder auf den Koran berufen, um Juden zu knechten. Islamisten bedienen sich des Korans und verschärfen seine Inhalte, um ihren Judenhass zu legitimieren. Zu den Wurzeln: 624 begann in Medina eine Ära der Gewaltmaßnahmen gegen die Juden. Der Sündenkatalog als geistiger Angriff dient dem tätlichen Angriff. Der gekränkte Prophet ließ zunächst zwei jüdische Stämme enteignen und aus Medina vertreiben. In der Sure 33, Verse 26-27 steht geschrieben: Im April 627, nach 25 Tag langer Belagerung, wurde dem dritten jüdischen Stamm nur denen das Leben geschenkt, die zum Islam konvertierten. Ca. 600 Männer wurden exekutiert, ihre Besitztümer unter den Muslimen (siehe Parallelen zu Nazideutschland und so vielen Pogromen und Vertreibungen von Juden in der Welt) verteilt. Die Kinder und Frauen wurden versklavt.

Verkürzt gesagt: Dieses Handeln des Propheten war eine Schande; gerade gegenüber dem eigenen Anspruch, die guten Seiten des Islams zu leben. Genau so eine Schande, wie das Handeln viele Christenfürsten, auch zum Teil heute noch.

Ausgeblendet wird bei den Muslimen auch die Vertreibung von knapp einer Mio. jüdischer Flüchtlinge, die seit 1948 aus den arabischen Staaten und sein 1979 aus dem Iran geflohen sind. Ein fast vollständiger Exodus der Juden aus ihrer arabischen und persischen Heimat; verbunden mit der Auslöschung ihrer fast 2.000 Jahre währenden Kultur.

An der Stelle nochmals ein Blick in den Koran. Trotz des Sündenkatalogs und der darin ausgedrückten Judenfeindschaft spricht der Koran zehnmal von der Gabe des Landes an die Kinder Israels. Mehrmals wird den Juden das Recht auf das Land zugesprochen, dass im biblischen Kontext das spätere Land Israel meint. Im Zusammenhang mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten steht in der Sure 17: „Und wir sagen zu den Kindern Israels: Bewohnt das Land, das Land Israel. Auf dass die Verheißung deines Herrn an die Kinder Israels in Erfüllung geht. Also Lohn für die Geduld des Volkes.“

Soweit ein Blick auf den Islam, den Koran und die Gewalt gegen Juden. Verblüffend: Auch hier stilisieren sich Täter als Opfer.

Ein kurzer Blick die Gründung des Staats Israel 1948. Nein, es waren nicht die Juden, die einen Eroberungsfeldzug führten. Die Geschichte stellt sich ganz anders dar. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches, das bis zum ersten Weltkrieg Palästina beherrschte, bestand keine wirkliche Regierung in Palästina. Da die Briten dieses Gebiet  besetzt hatten, bekamen sie das Mandat für Palästina. In den zwanziger Jahren immigrierten c.a. 100.000 jüdische Bürger*innen nach Palästina.

Zunächst gab es kaum Widerspruch bezüglich der jüdischen Einwanderung. Als die Einwanderungsströme aber nicht abnahmen und es zu sozialpolitischen Spannungen kam, nahm auch der Widerstand auf arabischer Seite zu. Die Briten versuchten die Stimmung und drohenden Konflikte in den Griff zu bekommen, was aber nicht gelang.

Das britische Mandat war gescheitert, da die britische Regierung zu keiner Lösung kam, die sowohl die arabische als auch die jüdische Seite befriedigte. Die Gewaltausbrüche, Terroranschläge und Auseinandersetzungen waren nur ein Symptom des Problems. Am 14. Mai 1948 wurde das britische Mandat beendet. Am selben Tag veröffentlichte die jüdische Bevölkerung eine Unabhängigkeitserklärung. Die Juden hatten endlich seit so vielen Jahrhunderten das Land, das einmal das Land des Volkes Israel war.

Eine wehrhafte Demokratie entstand. Sie mussten sich immer wieder wehren, gerade dann, wenn Israel angegriffen wurde. Was bis heute immer wieder notwendig ist; Gott sei es geklagt. Gott sei es geklagt, dass Israel heute an vielen Fronten um sein Existenzrecht kämpfen muss. Unbändiger Hass, der alles verzehrt, dem in seiner gnadenlosen Wut nichts heilig ist, will den Staat Israel und alle seine Bürger auslöschen. Auch in Deutschland träumen in unterschiedlichen Milieus und Subkulturen so viele Menschen von der Vernichtung, der Traum beschränkt sich nicht nur auf die Ränder der Gesellschaft. Nie wieder? Sollen sich Israel und seine Bürger ausrotten lassen? Kaum dem Holocaust entkommen? Werden die Stimmen der Versöhnung noch gehört, wie sie in der Erklärung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der 4. Tagung der 13. Kirchensynode der EKHN zu Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit anklingen? Ein kleiner und doch so wichtiger Auszug:

"Wir lassen uns leiten von dem Bekenntnis zur Treue Gottes gegenüber Jüdinnen und Juden, wie es im Grundartikel der EKHN festgehalten ist. Dies schließt jegliche Formen von Antijudaismus und Antisemitismus aus. Das Existenzrecht Israels steht für uns außer Frage. Wir haben uns wiederholt dafür und für ein Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser*innen eingesetzt. Dafür stehen wir auch weiter ein. Die Vision des gerechten Friedens gehört zum Kernbestand christlicher Verkündigung. Gerechter Frieden schützt Menschen vor Gewalt, baut Not ab, fördert die Freiheit und gewährt kulturelle Vielfalt. Das wollen wir erneut bekräftigen und unterstützen jegliche Initiativen, die ein Leben im Frieden, in Gerechtigkeit und mit Würde für alle Menschen im Heiligen Land zum Ziel haben." 

Werden diese Worte in dem babylonischen Stimmgewirr noch gehört? Oder sind die Stimmen derer, die nach Versöhnung streben, genauso leise wie der Stimmen gerade der Christen, die vor und während des zweiten Weltkrieges kaum zu hören waren?

Doch nun zu einem Fazit: Als Fazit zeigt sich, dass Juden über Jahrtausenden hinweg in den meisten Fällen Opfer waren und dass sie auf Grund außergewöhnlicher geistiger und spiritueller Kraft auch angesichts schlimmer Anfeindungen und Verfolgung sich selbst treu geblieben sind. Auch wenn es derzeit nicht nach einem “Happy End” aussieht, schloss sich mit der Entstehung des Staates Israel doch ein Kreis im Verlauf einer außergewöhnlichen kollektiven Heldenreise. Die Juden sind endlich wieder dem ihnen verheißenen Land zurück; zurück in der Heimat, zurück aus der Diaspora. Kritik am heutigen Verhalten der israelischen Regierung und des Militärs sollte die Erinnerung an alles, was vorher war und was zur heutigen Situation geführt hat, nicht auslöschen. 

Eine kurze Zusammenfassung einer langen und facettenreichen Geschichte

Palästina ist das verheißene Land der Juden. Immer wieder überfallen, vertrieben und am Ende von den Römer in die Diaspora verdrängt.

In ihren jeweiligen Lebensumfeldern wurden sie für alles nicht erledigte und problematische mit immer wieder mit zum Teil abstrusen Behauptungen und Thesen zu Sündenböcken abgestempelt. Sie wurden verspottet, verlacht und erniedrigt. Pogrome, Vertreibung und Plünderungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte, nun seit über 2.000 Jahren. Der rote Faden wird leider noch weitergesponnen.

Israel und die Juden sind für viele die Inkarnation des absolut Bösen. Mal weitergedacht: Dann sind die Mordbanden in ihrem Handeln die Inkarnation des absolut Guten. Teuflisch dieses Denken und Handeln.

Gott hat den Juden nie gesagt, dass der Weg mit ihm leicht ist – siehe nur Hiobs Klagen. Doch Hiob hielt fest an seinem Gott. Israel und die Juden sind der Augapfel Gottes. Wer sie angreift, greift Gott an.

Was mich zutiefst bewegt ist, dass die Juden immer an ihrem Glauben festhielten. In allen Vertreibungen, Massakern und Erniedrigungen. Auch nach Auschwitz. Sie hielten und halten fest an ihrem Gott, wie Hiob. Auch wenn ihre Lebensumwelt immer wieder eine Opfer-Täter-Umkehr betrieb und immer noch betreibt. So als wären die Juden die Täter. Faszinierend ist für mich, dass die beiden jüngeren der drei monotheistischen Religionen verärgert und enttäuscht waren, dass ihnen eine Mission der Juden nicht gelang. Die Juden betrieben keine Mission.

Ja, ich liebe diese Menschen, ich liebe die Juden und Israel. Die Religion der Juden, ihre Schriften sind Basis und bereichernde Quelle meines Glaubens geworden. Diese Menschen liegen mir sehr am Herzen. Auch bewundere ich sie dafür, dass sie auch heute noch unverrückbar ihren tiefen Glauben leben. Festhalten an Gott. 

In Yad Vashem, der Gedenkstätte in Jerusalem, steht die jüdische Weisheit: „In der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung“. Komplett lautet der Spruch: „Das Vergessen verlängert das Exil, in der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung.“

Gleichlautendes findet sich auch im Koran. Auch Christen tut ein so geartetes Erinnern gut.

Wie im Grunde jedem Menschen diese Geisteshaltung bei der Erforschung des eigenen Verdrängten hilft. Dies führt zu mehr innerer Freiheit und Frieden im Herzen. Das trägt hin zur tätigen Liebe, Hinwendung zu den Mitmenschen; Hinwendung zu den Hilfsbedürftigen in unserem unmittelbaren Umfeld, Hinwendung zu den Hilfsbedürftigen der Weltengemeinschaft. 

In der tätigen Liebe, der Hinwendung in Mitgefühl zu den Mitmenschen, lebt der Wesenskern der drei Religionen. Dies leben auch etliche Menschen, die gar keiner Religion angehören; die Zugehörigkeit zu einer Religion ist keine Vorrausetzung, Liebe und Mitgefühl zu aktiv zu leben. Die Welt wird über jeden Menschen, der so handelt, unendlich viel reicher und schöner. Lebenswerter.

Doch Eiseskälte durchweb zunehmend die Gesellschaft. Frostige Panzer vor dem Herzen, zunehmender rücksichtsloser Egoismus. Nur ein Blick in den Straßenverkehr. Mitgefühl für schwache Menschen? Nein, den Armen werden von Porschefahrern die letzten 20,--€ gestrichen. Keine Antwort auf die soziale Frage. Die Haushaltslöcher müssen gestopft werden, also am Bürgergeld und andern sozialen Hilfen sparen. Interessant: Der Steuersatz für Milliardäre ist nur noch halb so hoch, wie vor 30 Jahren. Soziale Spaltung wird weiter zementiert - und damit auch Wasser auf die Mühlen der blau angemalten Braunen. 

Der verzweifelte Ruf von Sophie Scholl, würde er heute gehört? Würde ihm gefolgt? "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!" heißt es im Fünften Flugblatt und danach eindringlich: "Entscheidet Euch, eh' es zu spät ist!" Wenn jeder wartet, bis der Andere anfängt, wird keiner anfangen.

Nie wieder? Vielleicht: Schon wieder? Die Juden sind in Deutschland so bedroht wie seit dem Holocaust nicht. Gepuscht durch den Terrorüberfall der Hamas mit dem bestialischen Quälen und Abschlachten wehrloser Menschen, ist die Anzahl der antisemitischen Übergriffe in Deutschland stark gestiegen. Das Gift der Hamas, das Gift der Islamisten und etlicher Prediger in Moschen in Deutschland breitet sich aus. Der Koran wird vorgeschoben, seine Inhalte verschärft und der Judenhass so legitimiert. Und das Gift breitet sich nicht nur in Deutschland aus.

Zurück mit Blick auf Deutschland: Was hindert so viele Menschen, den Mantel der Gleichgültigkeit, den sie um ihr Herz gelegt haben, zu zerreißen? Tut Mitgefühl so weh? Vergibt man sich als fühlendes und empathisches Wesen etwas, wenn man mitfühlt? Was verhindert das  Mitfühlen mit ausgegrenzten Menschen?

Zu dieser Frage eine kurze Spurensuche: Geboren in den dunklen Zeiten des Kolonialismus wirkt seit Jahrhunderten der Rassismus. Er sich den jeweiligen Umständen anpasst. Immer spielt eine eigene Überlegenheit eine große Rolle. Die Nazis zum Beispiel wähnten sich im Kampf der Rassen. Die überlegene Rasse muss rassisch rein sein. Die Juden wurden zur "Gegenrasse" abgestempelt. Das ermöglichte es, die Juden zu schikanieren, dann zu deportieren und schließlich industriell zu ermorden. Diese Art von Rassismus erzeugt nicht nur glühenden Hass, sondern ein Abstumpfen von Tätern und Täterinnen, die Gewalt und Leid empathielos hinnahmen. Und Heute: Das muss man sich vor "dem Fremden" schützen, das Leben wie wir es kennen, steht auf dem Spiel. So werden gemeinschaftsstiftende Elemente genutzt: Kultur (welche?) Heimat, Identität, Tradition und beliebige andere Elemente genutzt, um sich von der Bedrohung der störenden Elemente (sic) zu befreien und vor Überfremdung zu bewahren. Den Fremden gegenüber Empathie und Mitgefühl zeigen und leben? Dann müsste man ja aus der gefühlten Überlegenheit heraus kommen. Auch mit der Konsequenz zu erkennen, wie sehr man sich selbst klein und minderwertig fühlt.

Lösungen? Wo werden in unserer Gesellschaft, die so auf das Materielle, Kampf und das Siegen, das "besser" sein, ausgerichtet ist, Tugenden wie Mitgefühl, Hingabe, Demut, Dankbarkeit, Großzügigkeit und Vergebung gelehrt? Geschweige denn die Tugend der Liebe? Nein, die Art von Liebe, die ich meine, reduziert sich nicht auf "Bauer sucht Nackedei". Die Art von Liebe die ich meine, ist die Essenz unseres Wesens. Vielleicht früh im Leben zutiefst verletzt. Dann hinter Mauern verschlossen und nicht mehr sichtbar. Unerfüllte Hatz hinter Ersatzbefriedigungen her, die letztendlich nicht tragen. Nur Ablenkung von der inneren Leere. Bis nichts mehr geht. Meist zu spät im Leben erkannt - wenn überhaupt - , doch dann ist kaum noch etwas zu ändern.

"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um Euer Herz gelegt habt." Leben aus Liebe lohnt sich! Doch Verordnen kann man das nicht - wir Menschen haben die absolute Freiheit in unserem Handeln; auch zum abgrundtiefen Bösen hin. Der Kit, der die Menschheit bis heute trägt, ist die Liebe, verbunden mit ober erwähnten Tugenden. Gerade in dunklen Zeiten zeigt sich, dass Menschen auch auf dieser Basis leben und Handeln können. Die Allee der Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem legt Zeugnis ab.

Nochmals: In Yad Vashem, der Gedenkstätte in Jerusalem, steht die jüdische Weisheit geschrieben: „In der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung“. Komplett lautet der Spruch: „Das Vergessen verlängert das Exil, in der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung.“

 

Rüdiger Schaller, 14.12.2023

- UPDATE  02.01.2024 -

Autor des Buches: "In die Stille".

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Quellen (in loser Aufzählung):

TAZ – Kühne und Nagel

Norbert Frei – Hitlers Eliten nach 1945

Barbara Schmitz – Geschichte Israels

Abdel-Hakim Ourghi – Die Juden im Koran

Oliver Albrecht – Lebensthemen

Raul Hilberg – Die Vernichtung der europäischen Juden

Stephan Malinowski – Die Hohenzollern und die Nazis

Die Zeit, Dossier vom 26.10.23 – u.a. zu Tulle

indiestille.perfectsounds.de , Blog: Die Stunde „0“, NSU und Polizeicomputer - Albert Battel

Albert Battel (yadvashem.org)

ARD Planet Wissen – Judentum – Abraham

ARD Planet Wissen – Judentum – Geschichte des jüdischen Volkes

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg – Die Geschichte Israels

Bibelhaus – Judäa und Jerusalem, Leben in Römischer Zeit

TAZ: Israel als Symbol des Bösen: Das projizierte Feindbild - taz.de

Volksbank Pirna: Dieser Bank vertrauen Extremisten (correctiv.org)

Jan-Heiner Tück  - Gottes Augapfel: Bruchstücke zu einer Theologie nach Auschwitz

Die Anstalt:   Stimmt das denn ...? - ZDFmediathek - "Staatsräson"

Holocaust: Zivilcourage in Uniform | ZEIT ONLINE

Die Zeit - Zeitgeschichte: Der deutsche Kolonialismus - Die dunkle Seite der Moderne

Nie wieder ist jetzt! – HINTER DEN SCHLAGZEILEN (hinter-den-schlagzeilen.de)

Erklärung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der 4. Tagung der 13. Kirchensynode der EKHN zu Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit

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