Sehnsuchtsort

Sommersonne, Urlaub und ein strahlendblauer Himmel. Er wetteifert mit dem tiefen Blau des Meeres um die Aufmerksamkeit. Weit reicht der Blick in die Ferne, wo Himmel und Meer sich küssen. Umrandet zu Beginn von Bergketten. Weiter, immer weiter will die Seele schauen.

Angenehme Wärme umfängt mich, der stetige Wind kühlt die Haut. Sonnenstrahlen dringen durch die mit Bambus gedeckte Terrasse der Taverne und malen ihr Muster auf den Boden. Mein Blick fällt auf einen Rebstock, der sich unverdrossen seinen Weg gebahnt hat. Erquickende Frucht trägt er.

Das sanfte Rauschen der Meeresbrandung wird nur hin und wieder leicht unterbrochen von Motorengeräusch. Ältere und staubige Lastenwagen und geschäftsmäßige Busse fahren vorbei. Die Busse bringen Menschen zum Hafen von Agios Nikolaos, zur Überfahrt nach der ehemaligen Leprainsel Spinalonga. Ab und an fährt auch ein Linienbus vorbei. Die Griechen entschuldigen sich für die Unpünktlichkeit. Doch die deutsche Bahn ist klar im Nachteil. Sehenswert ist in Agios Nikolaos die Fußgängerzone sowie die Kirche Agia Triada. Am Voulisméni-See und seinem Hafenbecken laden Tavernen zum gemütlichen Verweilen ein. Höher gelegen in einer traumhaften Lage mit einem Blick über den ganzen See und die Stadt einen Frappé Baileys genießen.

„Jassu“- eine herzliche Frauenstimme, es ist die Chefin der Taverne, holt mich aus den so dichten Erinnerungen zurück. Es wird der Hauswein serviert. Angenehm rinnt der Wein meine Kehle herunter, die Geschmacksknospen jubilieren. Mein Blick fällt auf das in dem für Griechenland so typischen Blau gestrichenen Geländer. Zwei Ameisen laufen darauf, die Kleiner zuerst. Dann bleibt sie sehen, die etwas Größer überholt sie. Dann läuft die Kleinere wieder weiter. ihrem Ziel entgegen. Noch ein Blick in die Weite, dann kommt das Essen. Jedes Mal ein Gedicht; ich könnte seitenweise über die Köstlichkeiten und auch über die tiefe Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Griechen/innen schreiben.

An dieser Stelle nur ein kleiner Blick auf einen Ausflug: Ein in Kreta geborener Führer, deutschsprachig. Mit dem Dialekt aus dem Knoblauchland in Franken. Köstlich die Verkostung von Olivenöl, Honig und Raki – alle Geschmackssinne werden angesprochen. Anschließend geht es weiter; zur Zeushöhle. Faszinierend, was Griechenland auch an Kultur zu bieten hat. Nicht nur aus fernen, vergangenen Zeiten. Nein auch heute lebendig, lebendig auch in den traditionellen Tänzen; nicht nur im Sirtaki – ich denke da nur an Manolis Karavelakis. Unvergessene Aufführung am griechischen Abend in unserer Unterkunft. Mich hat die Musik und der leidenschaftliche Tanz mit hinweggenommen; in ein Reich der Freude. Freude an Musik und Bewegung. Begegnung mit Menschen auf Augenhöhe.

Zufall? Gibt es Zufälle? Ich glaube nicht. Kaum habe ich es mir auf meiner Liege unter den Olivenbäumen bequem gemacht. Der Pool ist 10 Meter entfernt, das Meer 50 Meter. Das Wasser ist schon jetzt, Mitte Juni, angenehm warm. Ja, kaum habe ich mich hingelegt, klingelt mein Handy. Ein lieber Freund fragt an, zur Reservierung eines Termines im Oktober. Launig sage ich „Gerne! Und ich schaue gerade in den blauen Himmel von Agios Nikolaos“. Er ist baff und sagt: „Wir fliegen am Sonntag auch in die Nähe.“ Klar: Das Treffen fand statt, in der Taverne Olga. Ein so schöner Abend. Ein Abend, den man nicht vergisst.

Zufall? Nach einem launigen Austausch per Mail mit meinem liebsten Freund Jürgen, war es mir eine Herzensangelegenheit, ihm einen Ouzo und eine Flasche Retsina mitzubringen. Punktgenau: Die Marke des Retsina, die ich besorgt hatte, hatte eine Geschichte für ihn, so viele Jahre zurück.

Wir sind gesegnet.

Taverne Olga: Agios Nikolaos, Havania, 72100

Rüdiger Schaller, 02.07.2022

Autor des Buches: "In die Stille"

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Rüdiger Schaller, 28.05.2022

Autor des Buches: "In die Stille"

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