Demut

Was für eine Tugend! Und was für ein Kontrast zu einer Gesellschaft, die zunehmend nur noch das „Ich“ kennt, nicht mehr das „Du“.

Ein Blick zurück in der Geschichte dieses Landes. Eine ikonische Geste der Demut: Der Kniefall von Willy Brandt vor dem Denkmal des Warschauer Gettos. Jener Ort, den die Deutsche einst in eine Hölle auf Erden verwandelt hatten. Mir kommen jedes Mal Tränen der Rührung, wenn ich dieses Bild sehe. Gerade der kniet nieder, der das nicht nötig hat. Er kniet für alle, die es nötig haben, aber nicht dort knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat. Und bittet er um eine Vergebung, derer er nicht bedarf. Soweit ein Reporter, der anwesend war. Zuhause tobte die Opposition vor Wut.

 

 

Hingabe

Hingabe – bei dieser Tugend geht es nicht um mich. Es geht nicht um mein Ego, das sich zwar in narzisstischen Höhenflügen verlieren kann. Aber am Ende des Lebens, spätestens dann, erkennen muss, dass ich nichts wirklich in meinem Leben im Griff habe. Wir sind begrenzte Wesen. Begrenzt im Verstand. Wissen wird zwar angehäuft, doch das nicht sagbar, das Numinose, das können wir niemals mit dem Verstand erfassen.

 

Dankbarkeit

Ein leichtes Zittern durchläuft meinen Körper während der Meditation, verbunden mit der Gruppe von Menschen, die sich gemeinsam auf diesen Erfahrungsweg begeben hat. Die sich gegenseitig stützt und trägt. Geborgen fühle ich mich. Die Kerze flackert leicht, ihr sanftes Licht erhellt den Raum. Tränen bahnen sich ihren Weg, tief berührt vom Erfahrungsraum der Dankbarkeit in mir: Ja, mein Leben ist ein unendlich wertvolles Geschenk.

 

 

Großzügigkeit

Es ist unglaublich, aber wahr. Nicht für jeden Menschen nachvollziehbar: Die tiefere Bedeutung der Tugend der Großzügigkeit - diese für sich zu entdecken und ins eigene Leben zu bringen, das öffnet Horizonte. Kaum in Worte zu fassen.


 

Mut

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Überzeugung, dass etwas wichtiger ist als Angst. (F.D. Roosevelt).

Vorab: Es geht nicht um den so falsch verstandenen Heldenmut. Der führt zu einem so elendigen Tod oder Verkrüppelung auf den Schlachtfeldern dieser Welt. Familien werden zerrissen; generationsübergreifende Trauma werden weitergetragen. Machthaber – ob religiös oder politisch „motiviert“– verführen junge Generationen; verlorenen Generationen. Eine schier endlose Spirale von Hass, Gewalt und des Mordens seit undenkbar langer Zeit. Kälte und Verhärtung, oft unbewusst, durchziehen die Gesellschaft. Das muss nicht nur durch Kriege gezeugt sein, das kann auch auf Beziehungsebne in Familien oder im Arbeitsleben ablaufen. Die Muster sind auf verblüffende Art und Weise so oft gleich.

Unterkategorien