Der innere Kompass

Wer sorgt sich heute noch um sein Seelenheil? Alles ist doch erlaubt, nicht wahr? Gerechtigkeit? Diese Frage stellt sich kaum noch, so viele erhöhen sich selbst über Recht, Gesetz und Regeln – wobei diese doch das Gemeinschaft schützen. Aber der Ungeist, dieses Mal in der Verkleidung der NeoCons, Querdenker und anderer Ausprägungen, er zerfrisst die Gesellschaft von innen heraus. Schutzräume, in denen Leben gelingen kann, werden zerstört. Der Stärker frisst den Schwächeren, bis er selbst an der Reihe ist. Eine unheile Welt.

 

Erholung war dringend notwendig, nach so vielen Monaten im Corona-Lockdown. Meine Frau und ich, wir wollten endlich raus. In Urlaub. Vorab: Wir haben am Edersee mehr als Erholung gefunden.

Heute ist es nicht mehr viel, was man für Geld nicht kaufen kann. Fast alles steht zum Verkauf. Man kann sich eine Gebärmutter für das geplante Kind kaufen. Für einige Tausend Euro oder US-Dollar sind Frauen in Indien bereit, den Embryo eines fremden Paares auszutragen. Ein Schnäppchen. Es wird zwar über eine bessere Regulierung diskutiert. Aber die Nachfrage ist da und die Gefahr besteht, dass die Leihmutterschaft in den Untergrund abtaucht.

 
 

Manchmal ist der Preis nur eine Verhandlungssache. Wie die Bezahlung für menschliche Versuchskaninchen in Arzneimittelstudien. Je stärker die physische und psychische Belastung ausfällt, desto höher die Bezahlung. Wir organisieren unsere Gesellschaft wie einen einzigen großen Markt.

 Halt finden in einer Ära der „schlechten Hirten"

Als „Schlafschafe“ werden Menschen bezeichnet, die gegenüber politischen Fehlentwicklungen nicht wachsam sind. Auch sonst stehen die blökenden Weidetiere in keinem hohen Ansehen. Eine kollektivistische Herdenmentalität wird ihnen ebenso unterstellt wie Bravheit und geringe geistige Brillanz. Dennoch bleibt das biblische Gleichnis vom „Guten Hirten“ eine Verheißung. Selbstlosigkeit sowie eine fast grenzenlose Großzügigkeit sind die Merkmale des idealen Schäfers. Leider haben wir es derzeit mit sehr vielen schlechten Hirten zu tun. Sie nehmen das Leben ihrer „Schafe“ und liefern es gnadenlos den Interessen der neoliberalen Profitmaschine aus. Der Autor bietet dagegen eine anziehende Deutung der Schafs- und Hirten-Metaphorik an. Vertrauen, Schutz, Zusammenhalt sind Werte, die unseren „aufgescheuchten Seelen“ (Wie es Dietrich Bonhoeffer ausdrückte) in schwerer Zeit etwas Frieden bringen könnten. Roland Rottenfußer

Rüdiger Schaller: Uns geht es so gut wie nie! So sagen es unsere Regierenden. Und sie sagen, sie stehen zu ihrer Verantwortung, zur Führung zum Wohl der Menschen, die sich ihnen anvertrauen. Wozu benötigen Menschen da überhaupt eine Suche nach Halt und Orientierung? Kein einfaches Thema, deshalb etwas mehr Raum als sonst für die Ausführungen. Vorweg: Es lohnt sich!

In der Erfolgsstory „Games of Thrones“ wird ein sehr akutes Lebensgefühl der steten Unsicherheit ausformuliert: Die Welt wird beherrscht von kaum durchschaubaren Interessen. Das ist keine unbekannte Erfahrung im globalisieren Kapitalismus. Hier kommt kaum einer heil raus – es ist das Ende aller Gewissheiten, der Verhandelbarkeit und damit die Entwertung aller Werte, der Fragilität von Bindungen und Beziehungen. Kurze Siege des momentan Fittesten. Sieg oder stirb.

 

Ostern

Die Grenzen der Wissenschaft - und eine Aufforderung, zu handeln

Ostern - das älteste Fest der christlichen Geschichte. Es ist das höchste in der liturgischen Rangordnung. Ostern ist aber in der Gesellschaft bei weitem nicht so populär wie Weihnachten. Das hat damit zu tun, dass jeder weiß, was eine Geburt ist, aber kaum ein Mensch kann sich eine Auferstehung vorstellen.

Selbst das Neue Testament bietet keine Hilfe.

Die Geburt wird anschaulich ausgemalt, doch die Evangelisten schweigen sich über die Auferstehung des toten Gekreuzigten aus. Die Auferstehung wird nicht beschrieben, sondern nur angekündigt oder als vollzogen vermeldet. Faktisch bleibt die Auferstehung unsichtbar. Die Auferstehung bleibt der unveräußerbare Wesenskern des Ostermysteriums. Und das ist gut so, denn alles was wir Menschen denken und sagen, dass bleibt auf der Ebene von Versuchen einer Erklärung. Es bleibt bei Annäherungen an eine schwer verständliche und noch viel schwerer kommunizierbare Wirklichkeit.

Das Ostermysterium - es hat nichts mit Mystizismus zu tun. Mystizismus verschleiert Klares. Es geht bei einem Mysterium um eine Art der Welt- und Selbstwahrnehmung, die noch vor der durch Begriffe geprägten Wahrnehmung kommt.

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